Kleine Testfrage
zur Allgemeinbildung: Welches Land liegt südlich von Detroit??? Mexico ist es nicht ... es ist Kanada! Überwindet
man den Detroit River gen Süden ist man ruckzuck am südlichsten Zipfel von Ontario
und auch von Kanada, nämlich in der Stadt Windsor.
Gestern habe ich
den Entschluss gefasst nicht nur nach Windsor über den Detroit River zu schauen,
sondern heute am Samstag auch mal hinzufahren. Es gibt zwei Wege von Detroit
nach Windsor, über die Ambassador Bridge oder durch
einen Tunnel unter dem Detroit River durch. Ich habe mich für den Tunnel
entschieden. Von meiner Tiefgarage aus sind es nur 5 Minuten Autofahrt, bis man
am Kassenhäuschen steht und als erstes fünf Dollar Maut entrichten darf.
Anschließend fährt man in den Tunnel. Nach kurzer Fahrtzeit ist man wieder
draußen. Ich war mir gar nicht sicher, ober ich jetzt schon in Kanada bin,
oder ob ich nur eine Wartestrecke
überwunden habe und mich die amerikanischen Behörden erstmal formal verabschieden, wenn ich das Land
verlasse. Tatsächlich war ich schon in Kanada. Am Grenzhäuschen wurde mein
Reisepass geprüft und anschließend wurde ich gebeten, das Fahrzeug auf einem
überschaubaren Parkplatzareal abzustellen und mich zur weiteren Überprüfung zu Fuß zum
Immigration Office zu begeben. Was soll das, alle Autos neben mir an den
anderen Grenzhäuschen durften nach kurzer Passkontrolle sofort weiter fahren. Sicherlich
war dies nur einer Zufallsauswahl für die
intensive Kontrolle geschuldet. In der Behörde war noch nicht viel los, ich kam
direkt dran, mir wurden ein paar Fragen gestellt, dann musste ich meinen Pass
abgeben, mich hinsetzten und nochmal fünf Minuten warten. Dann war der Stempel
im Pass und ich durfte einreisen.
Nach kurzem
Kreuz- und Querfahren durch die Innenstadt habe ich Kurs aufs Wasser genommen und
bin erstmal die kanadische Seite des Detriot Rivers hochgefahren bis zum Lake
St. Claire, von wo aus man das Festland der USA dann irgendwann nicht mehr
sehen kann. Hier verhält es sich wie in den USA: die großzügigen, noblen Häuser
mit den gepflegten Grundstücken beginnen erst nachdem man Windsor verlassen hat.
Fast alle der Kanadier, die ich aus dem Auto am Samstag vormittag gegen 10:00
Uhr auf dieser Route sehen konnte, waren Läufer. Das liegt vermutlich daran,
dass ein schön angelegter Fußweg am Wasser existiert, der geradezu zum Laufen
einlädt. Immer mal wieder gelangt man auch an gepflegte kleine Grünflächen und Spielplätze am Wasser, die sicherlich im
Sommer von der Öffentlichkeit genutzt werden. Anschließend wieder Kurs auf das Stadtzentrum von
Windsor genommen und vorher noch die größte Shopping Mall der Region angesteuert. Im Verhältnis zu meiner Referenzwährung, den
Euro, hat sich der kanadische Dollar ja ganz anders entwickelt als der
US-Dollar. Das hat sich allerdings relativ schnell als Zeitverschwendung herausgestellt.
Überwiegend Ramsch- und Billigläden mit
Produkten, die die Menschheit nicht braucht, haben sich hier niedergelassen.
Danach das Fahrzeug kostenpflichtig geparkt und zu Fuß die Innenstadt
durchkreuzt.
Erwartungen hatte
ich keine an die Stadt Windsor. Das einzige Bild, was ich im Kopf hatte,
war der Blick von der Detroit Riverfront nach Windsor. Dabei bleibt vor allem das Cesars Casino in
Erinnerung. Es ist vermutlich das höchste Gebäude in der Stadt und trägt den
Cesars Schriftzug so, dass man es auch noch locker von Detroit aus lesen kann. Auffallend
war in den Straßen der Innenstadt die hohe Dichte an chinesischen und asiatischen
Restaurant, genauso wie an Zigarren und Rauchläden, die entweder die Wörter Havanna
und Cuba im Namen tragen. Im Gegensatz zu den USA hat Kanada Handel mit Cuba
betrieben und vermutlich ordentlich Zigarren importiert, die dann wiederum von
US-Bürgern nach der Tunneldurchquerung geraucht
werden. Im Gegensatz zu Detroit gibt es hier verhältnismäßig viele Grünfläche
und Parks. Von der Architektur ist die knapp 200.000 Einwohner starke Stadt
allerdings wirklich arm dran. Die meisten Hochhäuser in der Innenstadt sind vermutlich
in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren gebaut worden. Vom Stil her sind die
Häuser noch relativ nahe am Plattenbau der DDR angelehnt. Manchmal sind die Fassaden
etwas aufgelockert, aber das war es dann auch schon. Ich habe mich hier nicht
wohlgefühlt und habe schon am frühen Nachmittag wieder den Tunnel zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten
angesteuert. Die Tunnelrückfahrt war ein reines Stop-and-Go-Fahren. So kann man sich innerlich schon mal auf langwierige Kontrollen bei den Einreisebehörden
einstellen. Aufgefallen ist mir übrigens auch, dass es in dem weißgekachelten einspurigen
Tunnel ohne Bürgersteig unter dem Detroit River nicht einen einzigen Notausgang
gibt. Wenn hier unten mal ein Fahrzeug Feuer fängt, wird es nicht lustig für die
anderen Verkehrsteilnehmer. Erblickt man nach dem Tunnel wieder das Tageslicht,
ist man überrascht, dass zwei Beamte die Autos aus dem einspurigen Tunnel den
sieben Grenzhäuschen zuordnen, so dass es dort dann auch überraschend zügig weiter geht. Dann am Grenzhäuschen den Reisepass
vorgelegt, die getönten Rückscheiben einmal kurz runter- und wieder raufgefahren,
die üblichen vier bis fünf Fragen beantwortet und Schwupps war ich wieder in Detroit. Das
ging schnell, viel schneller als bei den misstrauischen kanadischen Beamten.
Als
abschließendes Urteil kann ich Windsor für einen Besuch nicht empfehlen, zumindest nicht zu dieser
Jahreszeit, im Sommer mag es evtl. ganz nett sein am Ufer. Das Einzige was ich
von diesem kleinen Besuch der Nachbarn mitgebracht habe, ist ein Foto der Detroit Skyline - von Kanada aus fotografiert.
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