Den Tag lasse ich mal
heute chronologisch Revue passieren. Eigentlich wollte ich heute Morgen
ausschlafen, was immer das auch heißt. Allerdings wurde ich gegen 07:30 Uhr durch
ein Klappern, laute Männerstimmen und Hammergeräusche geweckt. Als diese
Geräuschkulisse am heiligen Sonntag nach 30 Minuten sich noch verstärkt hat,
habe ich doch einen Blick aus meinem Fenster gewagt. Von meinen Fenstern aus
kann ich direkt auf ein überschaubares Parkplatzareal sehen, dort parkten zu
diesem frühen und frischen Morgen etwa zehn Autos und es wurden Tische, Stühle
und auch Grills um die Autos aufgebaut. Die meisten Personen trugen
Kapuzenpullover und darüber Jacken, und die Kapuzen endlich mal zu ihrer
eigentlichen Zweckbestimmung, auf dem Kopf, es war schließlich nur wenige Grad
über dem Gefrierpunkt. Männer warfen sackartige Bälle auf eine mobile, kleine
Rampe oder hissten Fahnen. An den Symbolen der Fahnen konnte ich als Laie
erkennen, dass es sich um das lokale Footballteam, die Detroit Lions handelte.
Spielbeginn war heute 13:00 gegen die Minnesota Vikings. Gegen 10:00 habe ich
diese Szene mal fotografiert. Dann bin ich Joggen gegangen an die Riverfront.
Auf dem Weg zum Wasser habe ich noch einige dieser Parkplätze mit denselben
Szenen entdeckt. Parkgebührt heute wieder überall 20$ pro Tag, anstatt wie gestern,
2$. Anbei der fotographische Beweis, aus meinem Fenster aufgenommen.
Vor dem Spiel ist nicht
viel los, auf der Flaniermeile an der Riverfront. Mir begegnen zwei weitere
Jogger, die mir methaphorisch verdeutlichen, dass Amerika ein diveres Land, „Free Country“ ist – so lange man die Regeln
beachtet. Der erste könnte von der Statur ein Schwergewichtsboxer sein, er
trägt einen Kapzenpullover von Everlast mit passender schwerer, langer Sporthose,
das Gesicht tropfte vor Schweiss, es fehlte zur Abrundung meine Wahrnehmung nur
noch das um den Stiernacken gelegte Handtuch. Der nächste, eine Minute später,
kam mir in kurzer Hose und mit nacktem Oberkörper entgegen. Auch wenn es Nachts
fast gefriert und morgens im Schatten kalt ist, darf man nicht vergessen, dass
wir uns hier in etwa auf dem selben Breitengrad wie z.B. Rom befinden. Mich
kann man sich übrigens als Mischung der beiden Sportfreunde vorstellen.
Beim Joggen habe ich über
diesen Blog nachgedacht, ob die Vorgehensweise und Inhalte die Richtigen sind.
Die bislang etablierte Vorgehensweise ist, dass ich nach dem Abendessen gegen
20:00 den Laptop aufklappe und drauf los schreibe, ohne Konzept, Stichworte
oder Ähnlichem, ich schreibe runter, was mir gerade so einfällt. Wenn ich die
Texte mit einem gewissen Abstand lese, werde ich mich wahrscheinlich nicht nur
über Tippfehler wundern. Bei einem Tagebuch würde ich das zwar auch so machen,
hier findet das Geschriebene aber unmittelbar die Öffentlichkeit –
interessanterweise auch in England, Russland und Asien, wenn Google recht hat. Naja,
bei dieser Vorgehensweise bleibe ich erstmal, wahrscheinlich auch nicht untypisch
für Blogs.
Dann habe ich über den letzten Beitrag nachgedacht. Habe ich dem Fernsehen hier Unrecht getan. Sind meine getroffenen Bewertungen haltlos. Dann kam mir die Idee, die Urteilkraft meines moderierenden, virtuellen Fernsehfreundes, Guy Fieri, mal nachzuspüren. Die New York Times hat 2010 übrigens behauptet, dass seine Sendung zur Prime-time mehr männliche Zuschauer hat, als jeder andere Fernsehkanal. Ich vermute, es liegt an seiner wohlgenährten Statur, gepaart mit der jugendlichen, frechen Frisur, er trägt immer Kurzarmhemden und ist recht locker und Selbstbewusst mit seinen Gepflogenheiten. Z.B. spricht er bzw. gibt Töne des Goutierens von sich, wenn er die Speisen noch im Mund hat. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass sein Timbre der Stimme beschehrt hat.
Dann habe ich über den letzten Beitrag nachgedacht. Habe ich dem Fernsehen hier Unrecht getan. Sind meine getroffenen Bewertungen haltlos. Dann kam mir die Idee, die Urteilkraft meines moderierenden, virtuellen Fernsehfreundes, Guy Fieri, mal nachzuspüren. Die New York Times hat 2010 übrigens behauptet, dass seine Sendung zur Prime-time mehr männliche Zuschauer hat, als jeder andere Fernsehkanal. Ich vermute, es liegt an seiner wohlgenährten Statur, gepaart mit der jugendlichen, frechen Frisur, er trägt immer Kurzarmhemden und ist recht locker und Selbstbewusst mit seinen Gepflogenheiten. Z.B. spricht er bzw. gibt Töne des Goutierens von sich, wenn er die Speisen noch im Mund hat. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass sein Timbre der Stimme beschehrt hat.
In meiner relativen lokalen Nähe hat
Guy Fieri drei Diners, Drive Inns, Dives
rezensiert. Ich entscheide mich, The Fly Trap in Ferndale heute Mittag
aufzusuchen. Hier ist übrigens der Beitrag auf der Internetseite verlinkt: http://www.theflytrapferndale.com/The_Fly_Trap/press.html
Einer der ganz wenigen
Beiträge übrigens, in denen fleischlos und in kleineren Portionen gekocht wird.
Um bei dieser Mission nicht aufzufallen, fahre ich vorher noch einen Laden an,
der Detroiter Arbeitskleidung vertreibt und erwerbe ein kariertes Flanellhemd.
Mittlerweile schon ganz
schön hungrig erreiche ich The Fly Trap gegen 14:00 Uhr. Die Ernüchterung: es
ist kein Tisch mehr frei. Ich werde zu einer Stuhlreihe geführt, mein Vorname, den
ich ohne Aufforderung gleich Buchstabiere, wird auf eine Wand geschrieben und nach knapp 10 Minuten
wird mir dann ein Tisch zugewiesen. Weil man das Wasser aufgrund des Chlorgehalts
in den USA kaum trinken und ich nicht immer Cola oder Fanta trinken möchte, bin ich zum
Eistee-Trinker mutiert – und zwar ungesüßt. Ich muss sagen, hier habe ich den
besten Eistee der USA getrunken. Klasse Aroma. Alle Lokale behaupten zwar, den
Tee selber zu brauen, hier habe ich endlich mal das Gefühlt, das es so ist. Ich
bestelle dann Hamburger des Hauses, weil ich da die besten Vergleiche habe. Die
Wartezeit ist mit 30 Minuten für ein fine
diner - wie es so schön heisst - einfach zu lange. Die Qualität allerdings delicious. Der Preis am Ende sehr
moderat. Das kann man in der Tat weiterempfehlen.
Anschließend fahre ich knappe
eineinhalb Stunden mit dem Auto nach Norden, nach Port Sanilac, am Lake Huron.
Einer der Großen Seen.
Die Bäume tragen immer
noch ihre schönen Blätter. Mein erster Halt ist im Lakeport State Park. Das
klingt nach einer großen Anlage, umfasst aber in Wirklichkeit Parkplätze und Zugang
zum See mit einem Strand von knapp 2-2,5 km. Im Sommer kann man hier Campen. Ich
finde es im herbstlichen Sonnenniedergang auch schön, bin aber komplett
alleine. Jetzt ärgere ich mich über mich selbst, dass ich das Zusammenspiel der
Himmelsrichtung der Küstenlinie und den Sonnenverlauf am späten Nachmittag
nicht bedacht habe. Für ein Foto schwierige Verhältnisse. Hier trotzdem ein
Bild von Strand und See:
Dann fahre ich weiter und
möchte mehr vom See und dem Strand sehen. Es geht die Küstenstraße bzw. die nächste am Seeufer
gelegene Straße für etwa 20 Meilen entlang, wofür ich mehr als eine halbe Stunde brauche.
Ein Grundstück grenzt an das andere. Es ist mir schlicht nicht möglich, Zugang
zum Wasser zu bekommen. Ich kann nur durch gering bewachsene Grundstücke das
Blau des Wassers kurz aufflackern sehen. Für die Anwohner sicherlich toll, ein Grundstück
direkt am Wasser und Strand zu besitzen, für mich schade. Hier ist die Gegend
schon sehr dünn besiedelt. Die Häuser zeugen von einem für mich typisch
amerikanischen Baustiel. In den kleinen Örtchen könnte man heute auch noch Wild-West-Filme
drehen. Nur dass die Cowboys nicht mehr im Saloon, sondern bei Subway am Tresen
stehen.
Auf dem Rückweg halte ich
kurz vor Port Huron am Supermarkt. Mein erster Besuch bei einem Walmart. Ganz
schön groß die Dinger und neben den Lebensmitteln ist die Abteilung für Fashion
und Elektronik auch recht umfangreich. Dann finde ich eine spezielle Abteilung für
Tarnkleidung und entdecke, dass man im Walmart auch Schusswaffen erwerben kann.
Ich schätze, dass etwa 50 verschiedene Gewehre in einem Regal hinter einem
Verkauftresen stehen, davor liegen gestapelte 25 kg-Säcke mit Körnern, um Wild
anzulocken. Hier findet man wirklich alles Wesentliche, was man zum Leben so braucht.
Neben meinem Müsli
erwerbe ich eine Packung Sugar Free
LiveSavers Mint – Wint O Green. Da meine aus Deutschland importierten
Fisherman’s Friend zur Neige gehen, brauche Ersatz im Auto. Von der Packungsaufmachung
mit Pfefferminzblättern und Eiskristallen schien mir das die richtige Wahl zu
sein. Wieder zurück im Auto öffne ich die Packung, sehe das jede Pastille wieder Einzeln eingeschweißt
ist, dabei strömt mir ein beißender Geruch von Krankenhaus-Desinfektionsmittel in die
Nase. Ich schiebe Geruch auf den im Übermaß verwendeten Verpackungskunstoff,
öffne eine Pastille und schiebe mir sie während der Fahrt in den Mund. Sofort
fängt die Zunge an zu brennen und ich stelle fest, dass ich mich geirrt habe.
Der Krankenhaus-Desinfektionsmittelgeruch kommt nicht von der Verpackung,
sondern ist nur als kleiner Teil vom Produkt durch die Einzelverpackungen nach
Außen diffundiert. Das Zeug ist die Hölle. Ich zwinge mich dazu, die Pastille
komplett zu lutschen, vielleicht erwartet einen ja noch ein nachfolgendes Geschmackserlebnis.
Das bleibt leider aus. Leute, die Packung geht so mit nach Deutschland zurück. Es ist
noch für jeden Eins drin!