Dienstag, 13. Oktober 2015

Frühstück bei Comfort Suites



Gestern war Montag, die neue Woche hat begonnen, auf geht’s wieder zur Suche nach einer temporären Bleibe für den Rest des Aufenthalts.
Das Wochenende in Downtown Detroit (zu Fuß) hat bei mir zu einer wichtigen Erkenntnis geführt: Hier möchte ich bis zum Ende des Aufenthalts wohnen. Idealerweise in einem der Hochhäuser, die Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurden und die damals zeitprägenden Art Deco Stilemente noch heute tragen. Temporär ohne Familie ist das genau das richtige für mich. So stelle ich mir Amerika vor. Mit Familie wäre ich gewiss auch in eine der hübschen Vorstädte gezogen, wobei die attraktiven Örtchen für mich wieder deutliche europäische Prägung aufweisen, wie beispielsweise Bürgersteige und Geschäfte des Facheinzelhandels, an deren Schaufenstern man vorbeischlendern kann.
Nach mehreren Telefonaten zu Ansprechpartnern, die im Internet genannt werden, in der digitalen Welt mit möblierten Apartments werben, wo sich aber während des Telefonats schnell herausstellt, dass es soetwas dort nicht gibt, bin ich endlich auf einen Anbieter gestoßen, der in der Tat mir – angeblich -  mehrere Apartments anbieten kann. Wir haben dann im Anschluss an des Telefonat im E-Mailverkehr einen Besichtigungstermin am Dienstag vereinbart. Da ich mehrmals darauf hingewiesen habe, kurzfristig ein Apartment beziehen zu wollen, hat er mir schon vorab das Application-Formular für ihn zu gestellt als auch ein Application-Formular für das Gebäudemangement. Neben meinen ganzen persönlichen Angaben zu Gehalt, Sozialversicherungsnummer, Name des Vorgesetzten, Führerscheinnummer, KFZ-Kennzeichen etc. musste ich für das Gebäudemanagement ein Schreiben unterzeichnen, mit dem ich mein Einverständnis erkläre, dass das Federal Bureau of Investigation, die Michigan State Police und/oder andere staatlich oder lokale Vollzugsbehörden oder weitere Servicegesellschaften alle von mir bekannt gegebenen Informationen und Daten überprüfen dürfen. Das Federal Bureau of Investigations ist hierzulande mehr über seine Abkürzung bekannt: FBI.
Die Bilder im Internet waren zu verklockend: natürlich dürfen mich alle überprüfen, die wollen oder nichts besseres zu tun haben.
Dann war auf einmal wieder 18:00 Abends und ich hatte noch keine Bleibe für diese Nacht. Leider sind mir dann zwei Fehler unterlaufen. Der erste war, dass ich keinen der noch anwesenden Kollegen gefragt habe, wo man denn in Southfield einigermaßen kommod übernachen kann, zu angemessenen Preisen. Stattdessen habe ich bei Hotels.com geschaut, welches Hotel in Southfield gerade reduziert ist und gute User-Bewertungen erhalten hat. Der zweite Fehler war, das ich direkt für zwei Nächte das Hotel gebucht habe.
In so einer Kaschemme habe ich selten genächtigt. Angeblich ist das hier ein Nichtraucherhotel, in meinem Zimmer wurde mit Sicherheit jahrzehntelang Kette geraucht. Als ich das Zimmer betreten habe, sind meine Kautschuksohlen der Schuhe auf den Fliesen im kleinen Eingangsbereich kleben geblieben und machen jetzt mit jedem Schritt ein Geräusch, als würde man ruckartig Klebeband vom Boden abziehen. Auf dem kleinen Tischchen lag ein Schreibblock, auf den ich etwas notieren wollte, aber auch der klebte, aus welchen Gründen auch immer, am Tisch fest.
Die günstige Hotelrate von nur 90$ pro Nacht inkludiert ein Frühstück. Bisher hatte ich noch kein einziges Mal Frühstück im Hotelpreis enthalten und habe das Frühstück immer separat eingenommen. Ich fand leere Tische und ein Buffet vor. Teller und Becher waren aus Styropor, Besteck aus Plastik. A Jedes Lebensmittel sperat in Plastik verpackt, auch die Bananen und Äpfel sind einzeln mit Klarsichtfolie umwickelt – wozu auch immer?!  Die Frage, ob das Rührei aus echten Eiern oder Eipulver heregstellt wurde, erübrigt sich hier. Um irgendetwas doch zu Essen, entschied ich mich für diese runden zusammengedrücken Brötchen, die noch in den Toaster gehören – bei uns auch unter dem Produktnamen Toasties bekannt. Nach dem der Toaster seinen Röstvorgang abgeschlossen hatte, ist mir leider erst eingefallen, dass die besagten Toasties nicht der Normgröße von Toastscheiben und der darauf abgestimmten Toaster-Schacht-Tiefe entsprechen. Also musste ich mit meinem Plastikbesteck die frisch gerösteten Scheiben aus dem fast noch glühenden Toaster heraushebeln.
Ich verstehe nicht, dass ich hier einem Land bin, dass im Einzelhandel und Service für den eigentlichen Zweck viel zu viel überflüssiges Personal beschäftigt. Aber in Schnellrestaurants oder bei Restaurant-Frühstücksbuffets kommt keiner auf die Idee, jemanden zu beschäftigen, der Porzellangeschirr vom Tisch – oder von mir aus auch vom Geschirrwagen – abräumt und in die Spülmaschine ein- und ausräumt. Ökologische Bewusstsein, geschweige denn Mülltrennung wird hier – außer in einem Bioladen, den ich besucht habe – kollektiv negiert. Kaffee aus Styroporbechern ist ekelhaft, aber auch aus den Pappbechern, die hier jeder mit sich herumträgt und die aus Läden stammen, die mit massiven Schildern werben „We proudly serve Starbucks“, empfinde ich als Geschmaksverirrung. In Detroit Downtown habe ich leider alternativlos zum Frühstück einmal einen Cappuciono Grande von Starbucks bestellen müssen. Wahrscheinlich haben sich dann die anderen Gäste vor mir geekelt, als ich als erstes den Plastikdeckel mit Schnabelhalsöffnung entfernt habe – die Dinger kenne ich noch gut aus meiner Zeit als Zivi im Krankenhaus und weiss auch für welche Patientengruppe diese Trinkhilfe vorgesehen ist – und mit einem Löffel den an Bauschaum erinnernden und viel zu festen Michschaum aus meinem Pappbecher in den nächsten Mülleimer geschaufelt habe.

P.S. Gestern abend wollte ich mir eigentlich ein Geburtstagsgeschenk machen und eine Konzertkarte für Samstag, den 17.10. im Joe Louis Stadium kaufen: "The Who" 50th birthday. Leider musste die Tournee kurzfristig verschoben werden, da Roger Daltery an viraler Meningitis erkankt ist. Auftakt der Tournee wird Detroit Ende Februar 2016 werden. Wünschen wir ihm alles Gute! 
Von Tatendrang verfolgt habe ich dafür heute eine Karte erstanden für "Dead and Company" in Columbus, Ohio am 13.11.! Bill Kreutzmann, Mickie Hart, Bob Weir, begleitet von Oteil Burbridge (Allmann Brohters Band) und John Mayer. Ich freue mich schon auf die Veranstaltung und die noch lebenden Deadheads!

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