“Songs in the key
of life“ wurde 1976 vom Motown Label in Detroit veröffentlicht. Weit über 100
Musiker wirkten an dem Album mit, das Stevie Wonder in zweijähriger Arbeit
komponierte, arrangierte, mehrere Instrumente spielte und weitestgehend den
Lead-Gesang übernahm. Das Album markiert nicht nur im Werk von Stevie Wonder den
Höhepunkt seines Schaffens, sondern zählt auch zu den herausragenden Alben der
populären Musik des 20. Jahrhundert. Gerade die diversen Musikstile, die von den einzelnen Songs aufgenommen werden, zeigen die Vielseitigkeit und außergewöhnliche
Fähigkeiten des Künstlers. Knapp 40 Jahre nach dem Erscheinen des Albums
entschied sich Stevie Wonder wieder auf US-Tour zu gehen und „Songs in the key
of life“ vorzutragen.
Gestern Abend, am
21.11.2015, fand die vorletzte Station der Tournee in seiner Heimatstadt
Detroit statt, wo er übrigens bei dem
hier ansässigen Motwon-Label seit 1961 unter Vertrag steht.
Beim Einlass in
die Joe Louis Arena schienen gestern die Metalldetektoren aktiv geschaltet zu
sein. Nachdem ich aufforderungsgemäß nur Telefon und Geldbeutel der
behandschuhten Dame neben dem Metalldetekor ausgehändigt habe, durfte
ich dann ein zweites Mal durch die Schleuse gehen und jetzt auch Schlüssel und
alle anderen metallenen Gegenstände aus meinen Taschen hervorkramen.
Im Vergleich zur
Nationwide Arena in Columbus (Ohio) ist die Joe Louis Arena in Detroit schon
ganz schön in die Jahre gekommen. Die mit rotem Kunstleder bezogenen
Klappsessel haben eine zu kurze Obschenkelauflagefläche und sind im Winkel
zwischen Rückenlehne und Sitzfläche zu spitz, um längere Zeit bequem sitzen zu können.
Auch die Beinfreiheit vor dem Sessel entspricht nicht heutigen Standards. Hat
die Dame vor mir im Rang ihre Kopf gestreckt, berührte sie immer mal wieder
mein Knie.
Das Publikum der
Veranstaltung trägt endlich mal mehr der Bevölkerungszusammensetzung in Detroit Rechnung
– wenn auch nicht rechnerisch. Ich würden tippen, dass etwa 60% der
Konzertbesucher Schwarze waren. Interessant fand ich, dass die Schwarzen häufig
als erkennbare Pärchen oder Ehepaare die Veranstaltung besuchten. Weiße sind man mitunter mehr in Freundeskreise oder homogenen Grüppchen von Frauen oder Männern. Viele dieser
Herren mussten sich mit Stock oder anderen Gehhilfen
abmühen, um auf die oberen Ränge zu gelangen. Nichtwenige dieser älteren schwarzen Herren zeigten Stil – ganz im Gegensatz zu
den weißen Konzertbesucher - und trugen Anzug, Krawatte oder Fliege und Hut.
Auch die älteren schwarzen Damen präsentierten gerne mit Pailletten besetzte Oberteile oder andere Kleidungsstücke, mindestens aber eine Handtasche, die auch aus weiter Entfernung glitzern
leuchtet. An Goldschmuck an Fingern, Handgelenken und Hals wurde hier auch nicht gespart.
Um dem komplexen
Arrangement des Albums gerecht zu werden, hat Steve Wonder eine entsprechende
Entourage mitgebracht. So könnte man sagen, dass die „Band“ aus 42 Musikern
bestand, wovon von alleine zehn Streicher, sechs Bläser und ein Chor von zehn weiteren Sängern zu gegen war.
Gegen 20:30 wurde
Steve auf die Bühne geführt und hielt als erstes ,eine mehrere Minuten dauernde politische
Ansprache, die immer wieder mit tobendem Applaus quittiert wurde. Die Anschläge von Paris haben ihm das Herz brechen lassen, in den
USA brauchen wir viel strenger Regelungen über den Besitz von Schusswaffen, und
als einprägsames Zitat: Nothing that has to do with killing anyone will get you
into heaven.
Der Vortrag der
Songs folgte nicht der reinen Lehre. Zwischen den Songs gab es viel
Kommunikation zwischen Stevie und dem Publikum aus seinem Hometown. Für manche
Stücke bzw. Solos wurden lokale Gastmusiker aus Detroit auf die Bühne gerufen. Bei
der Vorstellung der Backgroundsängerinnen - alles attraktive junge Damen in eng anliegenden, kurzen Kleidern - durfte jede eine Strophe eines
Liedes ihrer Wahl vortragen, um die Gesangsqualität auch individuell unter
Beweis zu stelle, so wie auch die anderen Musiker jeweils Solo-Parts, teilweise mit Ankündigung, erhielten, um in Erscheinung zu treten. Beim Mundharmonika-Solo des Detroiter Gastmusikers kamen
Stevie die Tränen, sowie auch beim Applaus nach dem Stück „Joy inside my tears“.
In „Easy going evening“ wurde das Star Spanngled Banner Thema reingeflochten.
Für ein anderes berühmtes Kind aus Detroit, Aretha Franklin, hat er auf dem
Klavier „Respect“ angespielt und komplett das Publikum singen lassen. Als
Zugabe hat er Musikraten mit dem Publikum gespielt: Er hat bekannte Stücke
anderer Künstler angespielt, die das Publikum gesungen hat, mit der Frage: Whats my name?
Abschließend gab es
dann noch eine ausgiebige Jam-Session zu Superstition. Um 00:30 verschwand er
von der Bühne mit den Worten: I love you.
I hope you can feel my love
tonight und das Licht ging wieder an. Das war großes Entertainment mit ergreifender Musik.
Abschließend ein kleiner audiovisueller Eindruck von Sir Duke:
Abschließend ein kleiner audiovisueller Eindruck von Sir Duke:
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